Eine aussagekräftige und zukunftsorientierte Gemeindestrategie ist ein wichtiger Bestandteil für die systemische Standortentwicklung. Denn nicht nur die Standortentwicklung im engeren Sinn ist dabei ein wesentliches Thema, sondern auch alle weiteren Entwicklungsdimensionen einer Gemeinde (vgl. das Modell Standortentwicklung).

Wieso ist eine aussagekräftige und zukunftsorientierte Gemeindestrategie wichtig?

Gründe, wieso eine gute Gemeindestrategie wichtig ist, gibt es genügend. Aufgrund meiner Erfahrungen lege ich mich aber auf folgende drei wesentlichen Gründe fest:

1. Die Mitarbeitenden haben eine Entscheidungshilfe

Bei einer guten Gemeindestrategie haben die Mitarbeitenden und die Exekutiv-Mitglieder eine Entscheidungsgrundlage für tägliche Entscheidungen. Denn sie können sich immer wieder an der Strategie orientieren und bei wesentlichen Entscheidungen fragen: Unterstützt diese oder jene Entscheidung die Gemeinde dabei, die Gemeindestrategie zu erreichen? Dies macht den Ressourceneinsatz der Mitarbeitenden effektiver und unnötige Umwege oder falsche Entwicklungsschwerpunkte können umgangen werden.

2. Die unterschiedlichen Anspruchsgruppen einer Gemeinde finden einen Konsens

Im Gegensatz zu diversen privaten Unternehmungen haben viele Gemeinden heterogenere Anspruchsgruppen. Währenddem die privaten Unternehmungen eher den Inhabern resp. den Aktionärinnen und Aktionären verpflichtet sind, welche im Normalfall eine nachhaltige Rentabilität bei guten Arbeitsbedingungen für die Mitarbeitenden als Ziel vorgeben, haben Gemeinden unterschiedlichste Anspruchsgruppen (bspw. Exekutive, Legislative, Einwohnerinnen und Einwohner, Interessengruppen, Parteien, Medien, Mitarbeitende, Bund und Kantone, etc.).

Viele dieser Anspruchsgruppen haben zudem sehr diverse Meinungen. Umso wichtiger ist eine gemeinsam erarbeitete Strategie, mit der sich die wesentlichen Anspruchsgruppen identifizieren lassen und so eine gemeinsame Ausrichtung auf ein Ziel erfolgen kann. 

3. Die Gemeindestrategie ist ein wichtiges Kommunikationsmittel

Die Bürgerinnen und Bürger erkennen klar, welche Schwerpunkte in der Gemeindeentwicklung festgelegt werden. So dient die Gemeindestrategie als Kommunikationsmittel mit den Bewohnerinnen und Bewohnern der Gemeinde. Bei Erklärungen zu Entscheidungen kann gegenüber den Bürgerinnen und Bürgern ebenfalls auf die gesamtheitliche Strategie Bezug genommen werden, was wiederum ein langfristiges, nachhaltiges und überlegtes Handeln der Gemeinde suggeriert.

Falls die Gemeindestrategie auch messbar ist, was, wie wir gleich erfahren werden, ein wesentlicher Baustein einer guten Strategie ist, macht sich die Exekutive gegenüber den Bürgerinnen und Bürgern auch messbar, was wiederum die Glaubwürdigkeit der Politik erhöht.

Zusammenfassend lässt sich also sagen, der Vorteil einer guten Gemeindestrategie ist, dass die Bürgerinnen und Bürger, die Mitarbeitenden und Entscheidungstragenden auf ein gemeinsames Ziel ausgerichtet und effektive Entscheidungen unterstützt werden. Wir wissen nun, welchen Mehrwert eine gute Strategie hat. 

Standortenwicklung Performance Management Cycle für Gemeinden
Der Performance Management Cycle für Gemeinden

Was ist eine gute Gemeindestrategie? 

Auch hier gibt es unzählige Merkmale, die eine gute Gemeindestrategie auszeichnen. Ich habe vier wesentliche Bausteine festgelegt, die eine gute Gemeindestrategie ausmachen.

1. Die Gemeindestrategie bildet die wesentlichen Eckpunkte der künftigen Entwicklung ab

Bei der Strategieentwicklung sehe ich immer wieder, dass Gemeinden zwei wesentliche Fehler machen. Erstens formulieren Gemeinden die Gemeindestrategie oft als eine operative Ausführungsplanung und nicht als echtes Strategiepapier, in dem die wesentlichen strategischen Schwerpunkte für die Zukunft abgebildet werden.

Zweitens sehe ich immer wieder, dass die Strategie mehr einem politischen Wunschkatalog ähnelt und keine Fokussierung besteht. Jedoch sollte aus der Strategie klar hervorkommen, was die Gemeinde in den nächsten Jahren nicht machen wird. Denn so können die vorhandenen, meist beschränkten personellen und finanziellen Ressourcen effektiv und effizient eingesetzt werden. Es soll somit schnell klar werden, welche Entwicklungsschwerpunkte in Zukunft gesetzt werden und welche nicht.

2. Die Gemeindestrategie ist zielorientiert

Sobald die Gemeindestrategie die wesentlichen Eckpunkte definiert hat, ist es wichtig, dass sich die Gemeinden messbare und somit überprüfbare Ziele setzen. So kann die Strategie operationalisiert und gegenüber den Mitarbeitenden und den Bürgerinnen und Bürgern klar kommuniziert werden.

Wo steht Ihre Gemeinde?

Der Standortcheck zeigt Ihnen die aktuelle Performance Ihrer Gemeinde in einem Score. Er beinhaltet die wichtigsten Handlungsfelder für eine auf Zusammenarbeit und Innovation ausgerichtete Standortentwicklung oder Verwaltungsführung. Der Standortcheck basiert auf aktuellen Forschungsergebnissen zu systemischer Innovation für gesellschaftliche Herausforderungen.

3. Die Gemeindestrategie ist kaskadierbar

Damit die Gemeindestrategie auch gelebt wird, ist es zentral, dass die Strategie von den Mitarbeitenden, welche die Strategie am Ende des Tages auch umsetzen sollten, verstanden wird. Dies kann dadurch unterstützt werden, dass die Ziele der Strategie (oft auch Legsislaturziele genannt) nicht nur messbar, sondern auch auf die verschiedenen Abteilungen angepasst werden können. Allen Mitarbeitenden sollte klar sein, was ihr Beitrag zur Erreichung der Strategie ist. Und dafür ist es am besten, wenn die Strategieziele auf die einzelnen Abteilungen heruntergebrochen werden können.

4. Bei der Entwicklung der Strategie werden die Mitarbeitenden miteinbezogen

Ich erlebe immer wieder, dass Gemeinden bei der Entwicklung Ihrer Strategie die Mitarbeitenden vergessen. Dies führt dazu, dass die Exekutive einen politischen Wunschkatalog als Strategie definiert, ohne dabei auf die verfügbaren personellen und finanziellen Ressourcen der Gemeinde Rücksicht zu nehmen.

Der Einbezug der Mitarbeitenden bei der Entwicklung der Strategie ist insbesondere zentral, dass die zentralen Akteurinnen und Akteure, welche die Gemeindestrategie in der täglichen Arbeit umsetzen müssen, die Strategie kennen und durch die Mitarbeit bei der Entwicklung auch dahinterstehen können. Andererseits hilft der Einbezug der Mitarbeitenden, damit eine ambitionierte aber eben auch realistische Strategie entsteht. 

Für eine nachhaltige Standortentwicklung ist es elementar, dass die Gemeinde weiss, wohin Sie sich künftig entwickeln möchte. Mit dem Modell zur systemischen Standortentwicklung können wir Gemeinden bei der Entwicklung einer gesamtheitlichen, und zielgerichteten Standortentwicklung unterstützen. Eine durchdachte Standortentwicklung ist somit der ideale Nährboden für die Entwicklung der Gemeindestrategie.

Begriffsklärung: Oft erarbeiten Gemeinden nicht eine Strategie im Sinne einer bspw. achtjährigen Planung sondern ganz einfach eine Legislaturplanung im Sinne, dass die Legislaturziele der aktuellen Exekutive für die nächsten vier Jahre formuliert werden. Aus meiner Sicht spielt die Unterscheidung der Begrifflichkeiten (Strategie vs. bspw. Legislaturziele) keine Rolle – wichtig ist nur, dass sich die Gemeinden an den vier wesentlichen Bausteinen einer guten Strategie orientieren, damit sie auch den entsprechenden Nutzen generieren können.

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